Während du stirbst by Cohen Tammy

Während du stirbst by Cohen Tammy

Autor:Cohen, Tammy
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2015-11-17T00:00:00+00:00


Kim konnte sich einfach kein stimmiges Bild von Travis Riley machen. Anfangs hatte sie ihn ein bisschen zu ernst, aber auf eine nerdige Weise attraktiv gefunden. Je länger sie ihn kannte, schien ihr vieles an ihm Fassade zu sein. Manchmal, wenn sie mit den Golds über Jessica sprach, sah sie zu ihm hinüber und bemerkte statt der üblichen linkischen Mimik des ewigen Studenten einen ärgerlichen Ausdruck auf seinem Gesicht. Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, dass er etwas zu verbergen hatte – nicht unbedingt in Bezug auf Jessicas Verschwinden, aber in Bezug auf ihre Beziehung zueinander.

In ihrer Freizeit hatte sie ein bisschen über Travis’ Hintergrund recherchiert, indem sie sich seine Profile in den sozialen Netzwerken angeschaut hatte. Er hatte zwar eine Facebook-Seite, schien dort allerdings nicht allzu aktiv zu sein. Ihre Vermutung war, dass er nicht viel Freizeit hatte.

Sie nahm an, dass man ihm wegen des Vorfalls Sonderurlaub gegeben hatte, also war die Chance gering, dass er sie dabei erwischte, wie sie das braune Ziegelgebäude des Lehrkrankenhauses in East London betrat. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, ihn zu hintergehen, indem sie ohne sein Wissen Erkundigungen über ihn einholte. Selbstverständlich waren Travis’ Aktivitäten am Tag von Jessicas Verschwinden bereits gründlich untersucht worden. Es war praktisch ausgeschlossen, dass er zwischen Dienstschluss und einem Pub-Abend mit seinen Freunden die Gelegenheit hatte, seine Freundin verschwinden zu lassen. Trotzdem war Kim noch nicht ganz zufrieden. Sie wusste nicht, wonach genau sie suchte, aber irgendetwas passte nicht ins Bild.

Nachdem sie durch mehrere Gebäude und deren Flügel geirrt war, fand sie schließlich die Lehrstation in einem Bau ganz am Ende des Krankenhauskomplexes. Es war der Ort, der gefühlt am weitesten von dem Punkt entfernt war, an dem sie das Gelände betreten hatte. Travis’ Vorgesetzter in der Abteilung für Pädiatrie war ein kleiner, drahtiger Mann mit einer dieser verwirrenden randlosen Brillen, die auftauchen und wieder verschwinden, je nachdem in welchem Winkel man das Gesicht des Trägers betrachtet. Er stellte sich sehr förmlich als Mr. Stevens vor. Obwohl Kim wusste, dass Fachärzte in Krankenhäusern oft nicht promoviert waren, konnte sie nicht aufhören, ihn mit »Doktor« anzusprechen. Nach dem dritten Mal korrigierte er sie nicht mehr.

»Sollen wir uns dort drüben hinsetzen?« Sie waren in einem Korridor aufeinandergetroffen, der nach Schwimmbad roch, und er führte sie zu einem Wartebereich, wo sie sich nun nebeneinander auf orangefarbene Plastikstühle setzten, als wären sie das Publikum irgendeiner Aufführung.

»Im Moment sammeln wir einfach nur Informationen«, erklärte sie ihm. »Reine Routine.«

»Verstehe«, entgegnete er. Obwohl er sich bemühte, gleichmütig zu wirken, konnte Kim an seinen geröteten Wangen erkennen, dass es ihm ziemlich gut gefiel, so direkt an der Untersuchung eines Verbrechens teilzuhaben.

»Ich brauche nur ein paar Hintergrundinformationen über Travis Riley …«

Mr. Stevens unterbrach sie. »Ich muss Ihnen gleich sagen, Detective, dass ich Travis noch nicht lange kenne. Er hat sich erst im August auf Pädiatrie spezialisiert.«

»Verstehe, aber vielleicht können Sie mir trotzdem sagen, ob er sich in der letzten Zeit irgendwie auffällig verhalten hat. Hat er sich zum Beispiel ohne Erklärung freigenommen? Ist er früher heimgegangen? Später gekommen? Hat sich mit seinen Kollegen gestritten?«

Mr.



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